GVF
Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e.V.

Young Scientist Workshop

Workshop 2024: Psychische Gesundheit und das Potential von Mikronährstoffen

Was?

Ein wissenschaftlicher Workshop der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e. V. rund um das Thema "Psychische Gesundheit und das Potential von Mikronährstoffen" mit abwechslungsreichen Impulsvorträgen namhafter Expert*innen zur aktuellen Forschung sowie interaktiven Seminaren zur Vertiefung fachlicher und methodischer Kompetenzen.

Wann und Wo?

07. und 08. Oktober 2024
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Wer?

Nachwuchswissenschaftler*innen und Studentische Mitglieder der GVF
Interessierte Studierende deutschsprachiger Hochschulen

Interessiert? 

Kostenlos für alle Teilnehmer*innen

Das Anmeldeformular bitte vollständig ausgefüllt per Mail an info@vitaminforschung.org

 

Programm

Hi­er das Programm (Stand 09.04.24).

Der Workshop besteht aus Impulsvorträgen und Seminaren.

Wissenschaftliche Leitung

Dr. Maria Wallert | Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof. Dr. Manfred Eggersdorfer | UMCG

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Workshop 2022: Vitamin D - von Knochengesundheit bis Herzkreislauferkrankungen

Welche Rolle spielt Vitamin D in der Knochengesundheit und bei Herzkreislauferkrankungen? Dieser Frage ging die Young Scientist Group (YSG) der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e. V. (GVF) im Rahmen eines Workshops für NachwuchswissenschaftlerInnen am 10. und 11. Oktober 2022 auf den Grund.

Nach der Gründung 2019 hat die YSG der GVF nun zum dritten Mal zu einem Workshop für junge WissenschaftlerInnen geladen. Zum ersten Mal fand der Workshop in Präsenz im Herzen Thüringens - in der Stadt Jena - statt. Die wissenschaftliche Leitung und Organisation der Veranstaltung hatten Frau Dr. Maria Wallert (stellvertretende Vorsitzende der GVF) und Lisa Börmel (Geschäftsstelle der GVF) inne. Das Programm des zweitägigen Workshops bot Vorträge von nationalen und internationalen ExpertInnen des Forschungsfeldes Vitamin D sowie eine Lerneinheit zum Thema Posterdesign und -präsentation.

Am ersten Tag der Veranstaltung (10.10.2022) haben Prof. Manfred Eggersdorfer (Universität Groningen und Vorstandsvorsitzender der GVF) und Dr. Maria Wallert (Friedrich-Schiller-Universität Jena) die Ziele und Arbeitsweisen der GVF und der YSG vorgestellt. Als erster Referent berichtete Prof. Eggersdorfer im Anschluss über Zufuhrempfehlungen und Status von Vitamin D in Deutschland und global sowie den Einfluss von Vitamin D auf die Gesundheit. Dabei stellte er heraus, dass Vitamin D nicht gleich Vitamin D ist und der Teufel im Detail liegt. Der Begriff Vitamin D beschreibt eine Substanzklasse von zwei Strukturen, dem Vitamin D2 (Ergocalciferol) und dem Vitamin D3 (Cholecalciferol). Diese beiden Verbindungen unterscheiden sich nicht nur strukturell, sondern auch in deren Bioverfügbarkeit. Vitamin D3 wird physiologisch nach der Exposition mit UVB-Strahlung gebildet und ist für den menschlichen Körper daher auch aus Lebensmitteln gut verfügbar. Die Bioverfügbarkeit von Vitamin D2 ist im Vergleich zu Vitamin D3 deutlich schlechter. Dennoch sind Lebensmittel oft eine unzureichende Quelle von Vitamin D2 und D3. Die durchschnittliche tägliche Zufuhr von 2-2,5 µg/d über die Nahrung entspricht nur einem Zehntel der derzeitigen Zufuhrempfehlungen in Deutschland von 20 µg/d (800 IU, D-A-CH), wobei die Höchstgrenze bei 100 µg/d (4000 IU/d) liegt. Der Vitamin-D-Status im Blut wird über das 25-Hydroxy-Vitamin-D3 (Calcidiol oder auch 25-OH-D3) bestimmt und unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Dabei haben Personen mit Plasmakonzentrationen von < 25 nmol/L 25-OH-D3 einen Mangel und eine Konzentration von < 50 nmol/L definiert eine Unterversorgung. In Deutschland, aber auch global dominiert die zentrale Problematik der Vitamin-D-Defizienz.

Um die Versorgungslage verlässlich einzuschätzen, ist eine adäquate Messung des Vitamin-D-Status essentiell. Über den Goldstandard der Vitamin-D-Messung und neue Ansätze der Analytik berichtete Dr. Ulrich Höller (DSM). Der Biomarker zur Erfassung des Vitamin-D-Status ist 25-OH-D3. Die Herausforderung der Messung liegt dabei in der erforderlichen Sensitivität und Selektivität der Methode. Die derzeit verlässlichste Methode ist die Messung mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (high pressue liquid chromatography HPLC), gekoppelt an eine Tandemmassenspeketrometrie (mass spectrometry MS/MS). Alternativ finden Liganden-Bindungs-Assays breite Anwendung. Hierbei ist jedoch die Spezifität der Antikörper von entscheidender Bedeutung. Für den Lebensmittelbereich ist die Erfassung der Vitamin-D-Konzentrationen essentiell um Qualitätsmerkmale von Lebensmittel zu kontrollieren. Dafür gibt es standardisierte Methoden, die von der Aufarbeitung der Probenmatrix, der Probenkonzentrierung, der Derivatisierung, über die Messung bis zur Auswertung der Daten eine klar definierte Vorgehensweise darlegen (DIN-Normen). Für biologische Systeme gibt es derartige Standardisierungen nicht. Derzeit in der Entwicklung ist die Bestimmung von 25-OH-D3 aus getrockneten Bluttropfen und die Immunochromatograpie. Auch in der Vitamin-D-Analytik steht das Thema Nachhaltigkeit ganz weit oben auf der Agenda, sodass der Fokus auf der Etablierung „grüner“ Verfahrenstechniken liegt.

Vitamin-D-Defizienz ist ein globales Problem! Darüber berichtete Frau Prof. Dr. Jutta Dierkes (University Bergen) in ihrem Beitrag am Beispiel der nordischen Länder als Modellregionen. Der Mangel an Sonnenstunden und damit der für die endogene Vitamin-D-Synthese notwendige UVB-Strahlung in den nordischen Regionen ist bekannt. Dennoch weiß die einheimische Bevölkerung eine Lösung für dieses Problem. Noch heute werden traditionelle Gerichte, welche reich an Vitamin D sind, regelmäßig konsumiert und ca. 50 % der Bevölkerung supplementieren Vitamin D, z. T. in Form von Lebertran. Weiterhin sind Anreicherungen von Lebensmitteln, z. B. Milchprodukte, seit Jahrzehnten gängige Praxis. In Finnland wird eine Anreichung seit 2003 praktiziert und in Schweden ist eine derartige Anreicherung sogar gesetzlich verpflichtend. Wichtig ist hierbei, dass eine Anreicherung die Notwendigkeit eines Monitorings der Bevölkerung mit sich bringt, um zum einen den Erfolg der Anreicherung zu beurteilen und zum anderen Überdosierungen zu vermeiden. Das erreichen der Richtwerte allein mit der Nahrung, ohne eine Anreicherung ist nicht möglich.

Auf die Bedeutung eines adäquaten Vitamin-D-Status für die Knochengesundheit weißt Prof. Zittermann (Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum) in seinem Vortrag hin. Vitamin D vermittelt vielfältige Wirkungen. Dazu gehören endokrine Funktionen (klassische Funktion), aber auch parakrine Funktionen. In der Labordiagnostik wird ein Vitamin-D-Mangel über einen erniedrigten 25-OH-D3 oder eine Erhöhung des Parathormons erkannt. Folgen eines Vitamin-D-Mangels sind Rachitis (Kindesalter), Osteomalazie (Demineralisierung der Knochen, Erwachsene) und Osteoporose. In Deutschland sind Säuglinge und Kleinkinder durch die Rachitis-Prophylaxe gut mit Vitamin D versorgt. Da Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist und sich daher im Körper anreichern kann, sind Überdosierungen, v. a. bei Kleinkindern, zwingend zu vermeiden. Eine Zufuhr von > 25 µg/d kann bei Kleinkindern zu Gewichtsabnahme und akutem Erbrechen etc. führen.

Den zweiten Veranstaltungstag (11.10.2022) eröffnete Frau Dr. Wallert mit einer Einführung zum Thema Do‘s and Dont‘s beim Posterdesign, gefolgt von einer dreistündigen Gruppenarbeit in der die Teilnehmer die Vorträge des ersten Veranstaltungstages in Form eines Posters zusammenfassten und präsentierten.

Der gelungene Abschluss der Veranstaltung wurde von Frau Prof. Jutta Dierkes zum Thema Relevanz von Vitamin D in kardiovaskulären Erkrankungen gegeben. Sie verdeutlichte die Diskrepanz zwischen Beobachtungsstudien, welche eine signifikante Korrelation der Vitamin-D-Zufuhr und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) zeigen, und Interventionsstudien, die zeigten, dass eine Supplementation von Vitamin D nicht zu einer Risikoreduktion für die Gesamtmortalität bzw. Herz-Kreislauf-assoziierte Sterblichkeit führten. Die Pausen während des Workshops und das abendliche Beieinandersein nutzen die ReferentInnen, OrganisatorInnen und Studierenden, um Kooperationen aufzubauen bzw. zu vertiefen und Austauschprogramme zu initiieren. Weiterhin freuten sich die Organisatorinnen über die abschließende Evaluation der TeilnehmerInnen zum diesjährigen GVF Young Scientist Workshop. Der Workshop wurde in den Kategorien Referentenauswahl, Organisation und Möglichkeiten zum Netzwerken als überwiegend sehr gut eingeschätzt. Gerne berücksichtigen wir in folgenden Veranstaltungen den Wunsch nach mehr Raum für Fachdiskussionen mit den ExpertInnen. Außerdem erreichten die GVF mit der Evaluation spannende Themenvorschläge für den kommenden Workshop.

Der nächste GVF Young Scientist Workshop findet voraussichtlich im Frühjahr 2023 statt.

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Online-Veranstaltung 2021: Mikronährstoffe und Immunsystem

Mit freundlicher Unterstützung des Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel im Lebensmittelverband Deutschland e. V.

Die Stärkung des Immunsystems durch eine adäquate Mikronährstoffversorgung war noch nie so wichtig wie in der jetzigen globalen Herausforderung durch die Covid-19-Pandemie. Die GVF nimmt gerade in dieser Zeit ihre Aufgabe als Informationsträger zum Thema Vitamine sehr ernst. Aus gegebenem Anlass fand am 25.03.2021 eine Online-Veranstaltung der GVF Young Scientist Group zum Thema „Mikronährstoffe und Immunsystem“ statt. Die Workshops der YSG verfolgen das Ziel, jungen Wissenschaftler*innen eine geeignete Plattform für einen Austausch mit erfahrenen Expert*innen auf dem Gebiet der Vitaminforschung zu ermöglichen. Daher stand auch in diesem Jahr der fachliche Austausch mit den Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen im Fokus der Veranstaltung.

Nach einer kurzen Vorstellung der GVF durch Professor Marc Birringer (stellvertretender Vorsitzender der GVF, Professur für Angewandte Biochemie für Ernährung und Umwelt an der Hochschule Fulda) stellte Professor Philip Calder (Professur für Nutritional Immunology an der University of Southampton) in seinem eindrucksvollen Plenarvortrag die Rolle von Mikronährstoffen zur Unterstützung des Immunsystems dar. Das Immunsystem, bestehend aus einem angeborenen und erworbenen Immunsystem, stellt ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Gewebe und Zellarten dar und schützt durch verschiedene Funktionen (z.B. natürliche Barrieren, Identifizierung und Eliminierung, Wiedererkennung) vor Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Eine schwache Immunantwort, die neben natürlichen Barrieren einen wichtigen Teil der Immunabwehr darstellt, kann das Risiko schwerer Krankheitsverläufe erhöhen. Dabei wird die Immunantwort von einer Vielzahl an Faktoren wie beispielsweise das Alter beeinflusst – so nimmt die Funktion des Immunsystems mit zunehmendem Alter ab, wodurch schwere Krankheitsverläufe begünstigt werden. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle in der Unterstützung des Immunsystems, da eine geringe Nährstoffversorgung und ein unzureichender Nährstoffstatus die Immunantwort beeinträchtigen können. Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang einigen Vitaminen (u.a. Vitamin D, Vitamin C, Vitamin E) und Mineralstoffen (u.a. Zink, Selen) sowie ausgewählten Aminosäuren, Fettsäuren und Polyphenolen zu, die beispielsweise die Funktion von Immunzellen unterstützen und die bakterielle und virale Abwehr stärken. Eine gesunde, vielseitige und ausgewogene Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln und ausgewählten tierischen Lebensmitteln versorgt das Immunsystem mit wichtigen Nährstoffen und unterstützt somit die komplexen Mechanismen in der Abwehr von Krankheitserregern.

Auf dieser Grundlage hat Professor Manfred Eggersdorfer (Vorsitzender der GVF, Professur für Healthy Ageing am University Medical Center Groningen) den Einfluss von Vitamin D auf das Immunsystem im Speziellen thematisiert. In den meisten Regionen der Welt ist eine adäquate Vitamin-D-Versorgung nicht gegeben. Gründe dafür sind divers. Die Referenzwerte für Vitamin D liegen zwischen 15-20 µg und variieren in Abhängigkeit vom Alter, Risikogruppen und nationalen Besonderheiten. Die alleinige Zufuhr der empfohlenen Tagesmenge durch die Ernährung ist wenig effizient, weshalb eine ausreichende Sonnenlichtexposition zur Eigensynthese von Vitamin D in der Haut notwendig ist. Dass Vitamin D das Immunsystem reguliert, ist unumstritten. Die Erkenntnis, ob Vitamin D jedoch in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie einen besonderen Beitrag leistet, steht bisher noch aus. Bisherige Studien zeigen jedoch, dass ein Vitamin-D-Mangel mit Erkrankungen des Immunsystems oder Erkrankungen der Atemwege assoziiert ist und dass Covid-19-Patient*innen ein erhöhtes Sterberisiko haben. Weiterhin ist bekannt, dass höhere Vitamin-D-Plasmalevel mit einer verringerten Inzidenz und Mortalitätsrate von Covid-19 assoziiert sind. Obwohl es Evidenz gibt, die einen positiven Effekt von Vitamin D auf die Lungenfunktion und die Abwehr von Atemwegskeimen zeigt, gibt es bislang noch zu wenig abgeschlossene Studien, die einen präventiven oder therapeutischen Effekt einer Supplementation mit Vitamin D zur Verbesserung einer potenziellen Covid-19-Erkrankung zeigen. Die Datenbank clinicaltrials.gov verzeichnet in ihrer Pipeline knapp 100 laufende, registrierte Studien zu der Frage, ob Vitamin D Infektionen durch das SARS-CoV-2-Virus verhindern, den Verlauf von COVID-19 und Spätfolgen wie Long COVID mitigieren oder die Sterblichkeit senken könnte – dies generell oder speziell bei Älteren, Schwangeren, Athleten und Kindern. Experten empfehlen aufgrund der Bedeutung von Vitamin D für das Immunsystem einen optimalen Vitamin-D-Status sicherzustellen. Trotz Einschränkungen und verbleibender Unsicherheiten unterstützt die Vielzahl initiierter Studien eine Vitamin-D-Supplementierung, insbesondere der Risikogruppen, sowie der Infizierten.

Der Transfer wissenschaftlicher Fakten in die heutige Medienlandschaft sowie die Nutzung einzelner Medien zur Informationsaneignung zu aktuellen Themen war im Anschluss an die Vorträge von Professor Calder und Professor Eggersdorfer Gegenstand des Seminars „Vitamin D und Covid-19“. Einleitend gab Dr. Maria Wallert (Vorsitzende der GVF Young Scientist Group) eine Übersicht zur Bewertung klinischer Studien und Übersichtsarbeiten. Besondere Erwähnung fanden dabei die Evidenzbewertung von Studien sowie die Bewertungsinstrumente für die Qualität von Studien. In der anschließenden Gruppenarbeit stand die Bedeutung von Vitamin D in der Covid-19-Pandemie im Vordergrund. Als Informationsquellen standen unterschiedliche Medien wie Beiträge in sozialen Netzwerken und Zeitschriften, Nachrichten, Informationen von Fachgesellschaften sowie Fachliteratur zur Verfügung, welche anhand von Leitfragen bearbeitet und anschließend in einer Diskussionsrunde besprochen wurden. Als Ergebnis dieser Gruppenarbeit stellte sich heraus, dass Vitamin D das Immunsystem stärkt, derzeit jedoch randomisiert kontrollierte Studien ausstehen, welche eine evidenzbasierte Beurteilung einer Vitamin D-Supplementation zur Prävention und Therapie von Covid-19 rechtfertigen könnten. Weiterhin zeigte sich, dass die Teilnehmer des Seminars Informationen von Fachgesellschaften und Fachliteratur für die eigene Aneignung von Wissen anderen Medien vorziehen.

An der GVF Young Scientist Online-Veranstaltung nahmen Studierende und junge Wissenschaftler*innen verschiedener Universitäten und Institute teil: Neben der Hochschule Fulda und der Friedrich-Schiller-Universität Jena waren unter anderem die Universität Potsdam, die Leibniz Universität Hannover und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vertreten. Für Mitglieder der GVF war eine Teilnahme kostenlos. Die Vorträge von Professor Calder und Professor Eggersdorfer wurden aufgezeichnet und können auf Aufrage bereitgestellt werden. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an die GVF Geschäftsstelle (info@vitaminforschung.org).

Der nächste GVF Young Scientist Workshop „Vitamin D – von Knochengesundheit bis Kreislauferkrankung“ findet voraussichtlich im Herbst 2021, wenn möglich als Präsenzveranstaltung, statt. Weitere Informationen folgen, sobald erste Einschätzungen möglich sind.

 

Workshop 2019: Vegane Ernährung und Vitamin B12

Mit freundlicher Unterstützung des Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel im Lebensmittelverband Deutschland e. V.

Am 10. und 11. Oktober 2019 fand der GVF Young Scientist Workshop 2019 "Vegane Ernährung und Vitamin B12" am Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda statt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Marc Birringer (Hochschule Fulda), und Dr. Maria Wallert (Friedrich-Schiller-Universität Jena) wurde der Workshop als Auftaktveranstaltung der GVF Young Scientist Group von der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e. V. angeboten - mit freundlicher Unterstützung des Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel im Lebensmittelverband Deutschland e. V.. Begleitet wurde die Veranstaltung von der Ernährungs Umschau, welche den Workshop in einem Beitrag zusammenfasst.

Beitrag der Ernährungs Umschau: GVF-Workshop: Vegane Ernährung und Vitamin B12

Im Programm des zweitägigen Workshops ergänzten sich abwechslungsreiche Impulsvorträge namhafter Referent*innen zu aktuellen Forschungsschwerpunkten und interaktive Seminare zur Vertiefung fachlicher Kenntnisse. Die für die Gruppenarbeiten am 11. Oktober 2019 vorbereiteten Fragestellungen wurden anhand ausgewählter Literatur bearbeitet und im Plenum vorgestellt.

Zu den Referent*innen zählten Prof. Dr. Markus Keller (Fachhochschule des Mittelstands), welcher als Professor für Vegane Ernährung einen allgemeinen Überblick über den aktuellen Forschungsstand bot, Prof. Dr. Anja Kroke (Hochschule Fulda) mit einem Vortrag über die DGE-Stellungnahme zu Veganer Ernährung, Prof. Dr. Manfred Eggersdorfer (University of Groningen), der mit einem Überblick über Funktionen und Zufuhrempfehlungen den Schwerpunkt Vitamin B12 einleitete, Prof. Dr. Marc Birringer (Hochschule Fulda) mit einem Vortrag über die Analytik von Vitamin B12 und Prof. Dr. Helmut Hesecker (Universität Paderborn) mit einem Einblick in die Versorgung mit Vitamin B12 im Alter. Einen praktischen Zugang bot der finale Beitrag von Tim Ritzheim (Justus-Liebig-Universität Gießen), Absolvent der Hochschule Fulda und Mitglied der GVF Young Scientist Group, mit einer Vorstellung seiner Bachelorarbeit zu Veganer Kitaverpflegung, gefolgt von der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Referent*innen.

Der GVF Young Scientist Workshop 2019 richtete sich sowohl an Nachwuchswissenschaftler*innen als auch an interessierte Studierende deutschsprachiger Hochschulen, welche nach einer Anmeldung als studentisches Mitglied der GVF kostenlos an dem Workshop teilnehmen konnten. 

Zu den Teilnehmer*innen zählten nicht nur Studierende der Ernährungswissenschaften, Oecotrophologie, Diätetik und verwandter Studienfächer, sondern auch Promovierende sowie Absolventen dieser Fachgebiete. Somit eignete sich der GVF Young Scientist Workshop nicht nur zur Wissensvermittlung, sondern auch zur Vernetzung - denn die Teilnehmer*innen studieren an verschiedenen deutschsprachigen Universitäten mit entsprechenden Angeboten: Neben der Hochschule Fulda sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena waren unter anderem die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Hochschule Niederrhein sowie die Donau-Universität Krems vertreten.

Die Referent*innen und Teilnehmer*innen des GVF Young Scientist Workshop 2019

Die "Hidden Hunger" Problematik einer ganzen Gesellschaft – Vitamin B12

Vitamin B12 (VB12) gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und ist essentiell für die Aufrechterhaltung des Energiestoffwechsels und Nervensystems, die Bildung roter Blutkörperchen sowie die Zellteilung. Da nur Mikroorganismen zur Synthese von VB12 befähigt sind, ist der Mensch auf eine nutritive Zufuhr oder Supplementation mit VB12 zur Aufrechterhaltung eines adäquaten Versorgungszustandes angewiesen. Geeignete Nahrungsquellen von VB12 in Form von Methylcobalamin sind Fisch, Fleisch, Eier und Milch. Das synthetische Cyanocobalamin ist deutlich stabiler als das natürlich vorkommende Methylcobalamin. Im Körper wird Cyanocobalamin in die bioverfügbaren Formen Methylcobalamin und 5'-Desoxyadenosylcobalamin umgewandelt. 

Erst im letzten Jahr hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) die Referenzwerte für VB12 auf 4 µg/d für gesunde Erwachsene erhöht. VB12 wird überwiegend in der Leber gespeichert. Da die Halbwertszeit von VB12 450 bis 750 Tage beträgt, tritt ein manifester Mangel erst nach mehreren Jahren in Erscheinung. Gründe für einen VB12-Mangel können sein: vererbbare Defizite in Bindeproteinen und Rezeptoren (Intrinsic Factor, Haptocorrin, Transcobalamin), Malabsorption, Mangelernährung, Magen- und Darmresektionen, die Einnahme von Medikamenten (Antidiabetika, Antibiotika) sowie ein erhöhter Alkoholkonsum. Die Symptome eines ausgeprägten Mangels sind vielfältig, unspezifisch, subtil und entwickeln sich schleichend. Am häufigsten sind Veränderungen des Blutbildes wie perniziöse Anämie, Atrophie der Schleimhäute, Zungenbrennen, Magen-Darm-Beschwerden, Parästesien, Schwäche, Ermüdbarkeit, Antriebsarmut, Schwindel und Depressionen.

Anders als bei anderen Mineralstoffen verlangt die Erfassung des VB12-Status eine mehrstufite Diagnose folgender Parameter: zugeführtes VB12, Intrinsic Factor, Methylmalonyl-CoA, Homocystein, Transcobalamin-B12 und Holocobalamin-B12 (derzeit bester Marker).

Übersicht

Laborreferenzwerte (Normwerte)

  • Serum Vitamin B12 (Cobalamin total) 310-1100 pg/ml bzw. 229-812 pmol/l
  • Holo-Transcobalamin (Holo-TC) intermediate 32-70, normal 70-125 pmol/l
  • Methylmalonsäure (MMA) <300 nmol/l bzw. 9,0-32,0 µg/ml
  • Homocystein <10 µmol/l

Weitere Parameter

  • Antikörper gegen Parietalzellen
  • Intrinsic Factor (IF)
  • Transglutaminase/Gliadin (Zöliakie)
  • Folat 10-36 nmol/l

Quelle: Wolffenbuttel et al., Mayo Clin Proc Inn Qual Out 2019;3(2):200-214

Laut der NVS I verzehren die Deutschen weitestgehend die von der DGE definierten Referenzwerte für VB12. Dennoch weisen ca. 30 % der Frauen und ca. 10 % der Männer einen VB12-Mangel auf. In bestimmten Lebensphasen (Schwangerschaft, Stillzeit, Alter, Erkrankungen) aber auch aufgrund bestimmter Ernährungsformen (Vegetarismus, Veganismus) liegt ein erhöhter VB12-Bedarf vor, der teilweise über eine Supplementation ausgeglichen werden sollte. Bei einer Supplementation von VB12 ist jedoch zu beachten, dass eine höhere Dosierung mit einer Verringerung der Bioverfügbarkeit einhergeht. Daher ist - in den meisten Fällen - eine tägliche Niedrigdosierung von 50 µg empfehlenswerter als eine Hochdosierung. Trotz der bekannten Risiken ist ein VB12-Mangel ein Problem in Deutschland - jedoch nicht unbedingt bei Veganer*innen, welche sich überwiegend des Risikos eines Mangels bewusst sind und ausreichend supplementieren. Ein erhöhtes Risiko eines Defizites ergibt sich demnach insbesondere für Mischköstler*innen und Vegetarier*innen.

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